New Stop wegen New Pop
Wegen des Musikfestivals New Pop werden in Baden-Baden Radfahrende ausgebremst. Das müsste so nicht sein, meint der ADFC.
Vor vier Jahren wurde bei der Organisation des SWR3 New Pop Festivals zum ersten Mal an vielen Stellschrauben gedreht, um klimaneutral zu werden, aber auch, um das Thema nachhaltiges Eventmanagement breiter in die Öffentlichkeit zu rücken.
Die Stadtverwaltung zeigt sich nicht ganz so grün: Sie sperrte die Talachse für Radfahrende. Anlass für den Kreisvorsitzenden des ADFC einen Brief zu schreiben.
Guten Tag Oberbürgermeister Späth,
guten Tag Herr Bürgermeister Uhlig,
mit Befremden stelle ich fest, dass heimlich still und leise auf der Talachse des Radverkehrs im Bereich der Fieserbrücke bei den Kurhaus-Kolonnaden ein Verbot für Radverkehr eingeführt wurde. Durch das Aufstellen der Schilder Fußgänger verbieten Sie Radfahrenden, hier durch zu fahren. Dies war so m.E. nicht vom Beschluss des Gemeinderates vorgesehen und deshalb bitte ich Sie, baldmöglichst für Radfahrende wieder eine Durchfahrt und nicht nur ein Durch-Schieben zu ermöglichen. Dies gilt auch, wenn die Sperrung „nur wegen dem New-Pop-Festival“ eingerichtet worden sein sollte. Oder droht beim nächsten Event dem Radverkehr während dem Weihnachtsmarkt eineinhalb Monate eine Durchfahrtsperre?
Falls Sie am Durchfahrtverbot festhalten, bitte ich, über die Kreuzstraße eine Umleitung auszuschildern.
In gespannter Erwartung Ihrer Rückmeldung sende ich
Freundliche Grüße
Ralph Neininger
Hier die Antwort:
Sehr geehrter Herr Neininger,
vielen Dank für Ihre Nachricht vom 15.09.2022.
Ich war soeben vor Ort und habe mir die Situation angesehen. Wie unschwer zu erkennen ist, handelt es sich um ein provisorisch aufgestelltes Schild, auf dem auf die Fußgängerzone hingewiesen wird und das durch das Schild „Radfahrer absteigen“ ergänzt wird. Wie Sie weiter unschwer erkennen können, findet aktuell im Zentrum der Stadt Baden-Baden eine größere Veranstaltung statt, bei der wir mit mehreren 10.000 Besuchern rechnen. Die Ausschilderung ist daher vollumfänglich nachvollziehbar und geboten.
Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass die Stadtverwaltung an alle Verkehrsteilnehmer denken muss und Radfahrer nicht gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern, wie z.B. Fußgängern, privilegiert sein können. Auf der anderen Seite müssen wir auch darauf achten, dass der Radverkehr im Mobilitätsgeschehen die ihm gebührende Aufmerksamkeit und den notwendigen Raum bekommt. Dies ist auch mit dieser temporären Einschränkung gegeben.
Die Straßenverkehrsbehörde, die entsprechende Verfügungen erlässt, ist im Übrigen bei Herrn Kollegen Kaiser angesiedelt. Daher nehme ich ihn und die betreffenden Kollegen in „Cc“.
Ich bin in der glücklichen Lage, als Ganzjahresradfahrer den von Ihnen verfolgten speziellen Blickwinkel einnehmen und beurteilen zu können.
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Uhlig
Erster Bürgermeister der Stadt Baden-Baden
Die Entgegnung des ADFC:
Guten Tag Herr Uhlig,
vielen Dank für die Antwort.
Auch wenn Sie mit 10.000 Menschen rechnen, werden die nicht von Mittwoch (da hing das Schild) bis zum Abhängen des Schildes den Platz benötigen. Vielmehr sind diese nur für wenige Stunden an drei präzise bekannten Tagen zu erwarten sein.
Schon in früheren Jahren kamen die Massen und ich erinnere mich nicht, dass so lange solche Sperrungen ausgeschildert waren.
Ich rege deshalb an, wenn es sich um temporäre Einschränkungen handelt, diese auch so auszuschildern: Mit Datum und Zeitfenster, wo die die Veranstalter die Massen erwarten: 15.-17.09. von 16-22 Uhr
Es ist nicht nachzuvollziehen, warum morgendlicher Schülerverkehr oder auch alle anderen Radfahrenden schieben sollten oder absehbar diese Schilder ignorieren können sollen. Das kann nicht Zweck von Schilder aufhängen sein, auch wenn es provisorisch aussehen soll – was auch immer Sie damit aussagen wollten.
Schön, dass Sie als Alltagsradfahrer das vielleicht verstehen und ich per allen antworten auch dem Nachbar-Dezernat von Herrn BM Kaiser die Gedanken mitteilen konnte. So „provisorisch“ sah es halt doch nicht aus.
Freundliche Grüße
Ralph Neininger
ADFC Baden-Baden·Bühl·Rastatt