OB-Wahl in Rastatt
Wir stellten den Kandidaten acht Fragen. Unser Ziel war es, die Positionen der Kandidaten zu den Themen Fahrradmobilität und Verkehrssicherheit zu erfragen, da diese Fragen von großer Relevanz für die Zukunft unserer Stadt sind.
Am Sonntag, 24. September, sind rund 38.000 wahlberechtigte Rastatterinnen und Rastatter aufgerufen, eine neue Oberbürgermeisterin oder einen neuen Oberbürgermeister der Stadt Rastatt zu wählen.
Fünf Kandidatinnen und Kandidaten sind zur Wahl zugelassen: Brigitta Lenhard, Thomas Hentschel, Monika Müller, Dr.-Ing. Volker Kek und Dr. Michael Gaska. Drei der Kandidaten antworteten: Müller, Lenhard und Hentschel. Die Antworten sortierten wir nach dem Zeitpunkt der Rückmeldung. Die Kandidaten Kek und Gaska reagierten auf unsere Anfrage nicht.
Diese Bereitschaft zur Teilnahme an unserer Umfrage zeigt Interesse an den Anliegen der Radfahrerinnen und Radfahrer in Rastatt.
Frage 1: | Welche Strecken fahren Sie im Alltag mit dem Fahrrad? |
Antwort Müller | Im Alltag fahre ich fast alle kürzeren Wege mit meinem Fahrrad- Arbeit (sind bei mir täglich etwa 9 Km für eine Strecke), Einkaufen und Freizeit erledige ich mit dem Rad. Gelegentlich nutze ich auch Bus und für längere Strecken die Bahn. |
Antwort Lenhard | Ich habe zwei kleine Hunde und komme ich ehrlicherweise selten zum Radfahren. Außerdem wohne ich sehr zentral und kann vieles zu Fuß erledigen – was ich auch gerne mache. Ausgedehnte Spaziergänge gehören dafür zu meinem Alltag, genauso wie lange Laufrunden als passionierte Läuferin. |
Antwort Hentschel | Wenn möglich, erledige ich fast Alles im Alltag mit dem Fahrrad, denn es ist flexibel und bietet das größte Maß an Freiheit. Dabei nutze ich sehr gerne das Pedelec, weil es mir ermöglicht, auch weitere Strecken zurückzulegen und auch Geschäftstermine mit dem Rad wahrzunehmen. Zur Not nutze ich das Rad in Kombination mit dem ÖPNV. |
Frage 2: | Welche Problemstellen in der Radinfrastruktur stören Sie persönlich im Alltag? |
Antwort Müller | Problematisch erlebe ich in Rastatt als Radfahrerin einige Übergänge, z.B. wenn Radwege auf die Fahrbahn geschwenkt werden und dort eigentlich kein Platz für ein gutes Nebeneinander von Auto und Rad ist. Geteilte Wege für Rad und Fußverkehr funktionieren leider kaum und sind für Verkehrsteilnehmer oft schwer erkennbar, der Raum reicht nicht aus, beispielsweise in der Bahnhofstraße ist das eine sehr unglückliche Situation. |
Antwort Lenhard | Das Mobilitätskonzept spricht es deutlich an, die Verkehrsdichte in Rastatt ist sehr hoch. Das merkt man auch im Alltag, insbesondere in der Kernstadt und den Achsen in die Stadt hinein. Auf diesen Strecken müssen wir grundsätzlich Problemstellen entschärfen. Auch die Anbindung der Ortsteile muss besser werden. |
Antwort Hentschel | Fahrradwege sind häufig nicht konsequent geplant und werden nicht durchgängig geführt. Auch der Belag wird nicht selten eher an ästhetischen Aspekt ausgerichtet als an nützlichen. Was mich besonders stört sind schlechte Ampelphasen, besonders dann, wenn eine Grünphase erst angefordert werden muss, und Fußwege, die auch für den Radverkehr freigegeben sind, weil es dort zu Konflikten kommen kann. Hier sollten Ampeln immer dann für den Fuß- und Fahrradverkehr auf Grün stellen, wenn es möglich ist und nicht erst nach Anfrage. |
Frage 3: | Welche Maßnahmen des Mobilitätskonzeptes genießen bei Ihnen die höchste Priorität in der Umsetzung? |
Antwort Müller | Das Mobilitätskonzept muss aus meiner Sicht auch regional betrachtet werden, den Radverkehr endet nicht an Rastatts Stadtgrenzen. Wegebeziehungen sind entscheidend. Diese müssen klar erkennbar sein. Mobilität muss Teil der Stadtentwicklung sein und Radverkehr nicht nur mitgedacht werden, sondern immer Bestandteil von Maßnahmen im Bereich Mobilität sein. |
Antwort Lenhard | Die 22 konkreten Maßnahmen halte ich in ihrer Gesamtheit für sehr sinnvoll. Sie entfalten ihre ganze Wirkung im Zusammenspiel. Ich würde daher besonders auf die Schnelligkeit schauen, mit der sich einzelne Maßnahmen umsetzen ließen. Ein besonderer Punkt ist die Vision Zero. Unfallschwerpunkte gilt es natürlich direkt und konsequent zu entschärfen, damit alle sicher ankommen. |
Antwort Hentschel | Definitiv den konsequenten Ausbau der Fahrradwegenetzes. Hier liegen auch die größten Chancen die Bürgerinnen und Bürger zu einem veränderten Mobilitätsverhalten zu bringen. Wer Straßen baut, zieht Verkehr an. Wer Fahrradwege baut zieht Fahrradverkehr an. |
Frage 4: | Durch welche persönlichen Maßnahmen im Alltag wird Ihre Kandidatur einen Beitrag zur Verkehrswende in Rastatt leisten? |
Antwort Müller | Radfahren muss sicherer werden, dazu müssen Gefahrstellen erkannt und beseitigt oder reduziert werden. Auch ältere Radfahrer müssen stärker berücksichtigt werden. Die Zunahme von E Bikes ist noch nicht in unsere Konzepte eingeflossen- Radfahren wird durch E- Bikes schneller und komfortabler, diese Aspekte müssen stärker einbezogen werden. |
Antwort Lenhard | Ich verzichte auf ein Wahlkampfmobil und motorisierte Werbung und fahre stattdessen mit meinem Lastenrad als mobilem Wahlkampfstand. Bei meinen Rundgängen haben wir uns auch intensiv mit den Verkehrswegen auseinandergesetzt, in Plittersdorf und Wintersdorf auch mit einer Radrundfahrt. |
Antwort Hentschel | Wie oben schon erwähnt hat der Ausbau der Fahrradinfrastruktur für mich eine hohe Priorität. Gerade der Anschluss des geplanten Radschnellwegs in die Stadt muss barrierefrei, oder wenigstens barrierearm und bequem erfolgen. Doch da will ich nicht erst auf die Umsetzung der Radschnellwegs warten, sondern schon vorher den Zugang über die Karlsruher Straße und Bahnhofstraße in den Blick nehmen. |
Frage 5: | Das Thema Radschnellweg Karlsruhe – Rastatt ist in aller Munde. Unklar ist die Führung der Radfahrer im innerstädtischen Bereich in Rastatt. Welche Führung bevorzugen Sie und warum? |
Antwort Müller | Beim Radschnellweg ist entscheidend, dass er den Nutzerinteressen entspricht und möglichst sicher und gut ausgeleuchtet auch angenommen wird. Ampelschaltungen und Umleitungen etc sollten soweit wie möglich vermieden werden. Tunnelführungen halte ich für eher ungünstig, weil Tunnel nachts eher unsicher wirken können, Brücken fände ich vorzugswürdig. Wichtig ist eine gute Anbindung an bestehende Radwege, die Ausschilderung muss gut sichtbar und logisch sein. |
Antwort Lenhard | Grundsätzlich freue ich mich, dass das Regierungspräsidium die Trassenvariante im Sinne der Radfahrer zuletzt nochmal nachgebessert hat. Radschnellwege sind nur dann sinnvoll, wenn Sie kreuzungsarm und möglichst konfliktfrei mit anderen Verkehren sind. In diesem Sinne wäre eine Führung hinter dem Forum sicherlich die beste Variante. Ich nehme die Bedenken im Bereich Naturschutz bei dieser Trassenführung ebenfalls ernst. In Fahrradländern wie den Niederlanden gelingen auch Trassenführungen über große Kreuzungen wie am Berliner Ring. Der Ausbau im innerstädtischen Bereich ist Aufgabe der Stadt. Ich möchte als Oberbürgermeisterin in jedem Fall die Weichen dafür stellen, dass von unserer Seite aus das Projekt ohne Verzögerung umgesetzt wird. |
Antwort Hentschel | Mein Engagement gemeinsam mit dem ADFC für eine sinnvolle Ausgestaltung des Radschnellwegs Karlsruhe-Rastatt zeigt, wie wichtig mir das Thema ist. Doch dabei will ich es nicht belassen. Fahrradverkehr muss in Rastatt zu einem gleichberechtigten Verkehrsmittel werden wie der motorisierte Verkehr. (Hinweis: Beim Versand an Hr. Hentschel hieß die Frage: „Wie stehen Sie zur Umsetzung der Radschnellwege?“; hier wurde versehentlich ein Arbeitsstand als Anlage versandt. Die übrigen Fragen waren im Wortlaut gleich.) |
Frage 6: | Immer wieder fallen schlechte Abstellmöglichkeiten sowie schlechte Baustellenbeschilderung in Umfragen wie z.B. dem Fahrradklimatest auf. Wie planen Sie die Situation zu verbessern? |
Antwort Müller | In Rastatt kann ein Fahrradbeauftragter im Rathaus für mehr Interessenvertretung, ein Fahrradbeirat kann ebenfalls die Radfahrenden vertreten. Mir wäre die Förderung und der Ausbau überdachter Stellplätze wichtig. |
Antwort Lenhard | Der Baustellenbeschilderung muss bei Projekten einen größeren Stellenwert beigemessen werden und die Maßnahmen entsprechend mitgeplant werden. Die Beschilderung muss rechtzeitig allen Verkehrsteilnehmern Ausweichmöglichkeiten aufzeigen und nicht nur bei Großbaustellen auch die Dauer der Verkehrsbehinderung kommunizieren. Als Oberbürgermeisterin möchte ich auch in diesem Bereich schnell eine Verbesserung herbeiführen. |
Antwort Hentschel | Hier möchte ich in die Verwaltung dahingehend einwirken, dass bei allen Baustellenplanungen (die sowieso noch besser mit anderen Beteiligten wie Landkreis und Bund besser abgestimmt werden müssen) immer eine vernünftige Umleitungsführung und den Fahrradverkehr und den Fußverkehr mitgeplant und umgesetzt werden. |
Frage 7: | Mit der Teilnahme von Rastatt bei der „Initiative für Lebenswerte Städte“ könnte Rastatt aus Sicht des ADFC ein Zeichen für die Menschen und gegen das Auto in Innenstädten setzen. Kennen Sie diese Initiative und was halten Sie von der Idee, Städten mehr Entscheidungsfreiheit bei Anordnung von Tempolimits zu geben? |
Antwort Müller | Die Initiative kenne ich und halte die Forderung nach mehr kommunaler Kompetenz für richtig. Ein kommunales Tempolimit halte ich für zielführend, für lebenswerte Städte muss künftig mehr auf kommunaler Ebene entschieden werden |
Antwort Lenhard | Ich kenne die Initiative und begrüße diese. Wir vor Ort kennen die Begebenheiten am besten und sollten daher grundsätzlich mehr Entscheidungsfreiheit bei der Anordnung von Tempolimits bekommen. |
Antwort Hentschel | Gerade auf kommunaler Ebene kann man am besten vor Ort entscheiden, was den Einwohnern gut tut. Die Einführung von Tempolimits wird immer mehr von den Bürgerinnen und Bürgern gewünscht, weil sich die Erkenntnis durchgesetzt hat, dass der Verkehr viel flüssiger voran kommt und die Lärmbelästigung stark abnimmt. Das schafft mehr Lebensqualität und vereinfacht auch das Miteinander von KFZ- und Radverkehr. |
Frage 8: | Welche Ideen haben Sie, um den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen dem ADFC und der Stadtverwaltung zu verbessern, um die Anliegen der Fahrradfahrenden besser zu berücksichtigen? |
Antwort Müller | Beteiligungsformate sind wichtig und sollten gemeinsam entwickelt werden. Mit der Einführung des „Rastatt-TÜV“ wäre auch das Thema Klima und Nachhaltigkeit Grundlage für Städtisches Handeln. |
Antwort Lenhard | Generell ist mir eine frühzeitige Beteiligung und Anhörung von Betroffenen und Experten für alle Infrastrukturmaßnahmen wichtig. Ich könnte mir auch feste, sich wiederholende Formate vorstellen, um gemeinsam Fortschritte nachzuvollziehen und Mängel frühzeitig zu erkennen. |
Antwort Hentschel | Da ich bereits in der Vergangenheit eng mit dem ADFC zusammengearbeitet habe, will ich daran weiter anknüpfen. Ein regelmäßiger Austausch zur Bewertung der Radinfrastruktur ist mir sehr wichtig. Gerade im Hinblick auf Optimierungsmöglichkeiten auf kommunaler Ebene. |
Wir ermutigen euch, diese Aussagen zu nutzen, um fundiert eine Entscheidung am Wahltag zu treffen. Die Interessen der Radfahrerinnen und Radfahrer in Rastatt sollten in dieser Wahl eine wichtige Rolle spielen.