Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Baden-Baden

Test: Schutzstreifen außerorts

Die Verbindung zwischen den Baden-Badener Ortsteilen Sandweier und Oos ist von guter Qualität - wenn man mit dem Auto fährt. Für Radfahrende sieht das völlig anders aus.

Schutzstreifen Test außerorts
Schilder weisen beidseitig auf den Test hin © Klaus Mutterer

Die stark befahrene Straße wird vielfach auch von selbstbewussten Radlern als unangenehm und gefährlich empfunden.

Doch seit Mai 2021 sind beidseitig Schutzstreifen für Radfahrer markiert. Das ist neu, denn bislang sind Schutzstreifen außerorts nicht vorgesehen.

Die Strecke umfasst die K9617 und L67 vom Ortsausgang Sandweier bis zur Kreuzung Wilhelm-Drapp-Straße, die am Ortseingang von Oos liegt. Der neue Schutzstreifen entstand im Rahmen eines Modellprojekts der AGFK-BW, Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundliche Kommunen in Baden-Württemberg, und des Landesverkehrsministeriums. In beide Fahrtrichtungen wurden Schilder errichtet, die auf die neuen Schutzstreifen hinweisen.

Mit Pedelecs können ohne große Anstrengung auch weite Strecken zurückgelegt werden. Dadurch werden auch Landstraßen zunehmend interessant für den Radverkehr. „Wir möchten Radfahrer ausdrücklich einladen die Modellstrecke auszuprobieren, und vielleicht gelingt es uns, mehr Menschen aufs Rad zu bringen“, wünscht sich Dirk Nesselhauf von der städtischen Abteilung Tiefbau.

Mittellinie wurde entfernt

Auf der Teststrecke wurde auch die Mittelleitlinie entfernt. Ein kleiner Hinweis an die Autofahrer, dass sie beim Überholen von Radfahrern die gesamte Fahrbahnbreite nutzen können, solange kein Gegenverkehr kommt. Der Mindestabstand beträgt weiterhin außerorts 2 Meter. Außerdem darf der Schutzstreifen vom motorisierten Verkehr nur im Bedarfsfall überfahren werden, etwa bei Begegnungsverkehr mit einem großen Fahrzeug.

Die bei Schutzstreifen zu beachtenden Regeln kennen noch nicht alle Autofahrer. Da ist noch Aufklärung erforderlich. Aber es ist wirklich ein erfreulich anderes Fahrgefühl auf dem Rad. Während früher die Kfz oft eng am Fahrrad vorbei fuhren, ist dank des Schutzstreifens eine Distanz für die Autos eingezeichnet. Das hilft denen am Lenkrad beim Abstand-Halten.
Ralph Neininger, Kreisvorsitzender ADFC Baden-Baden

Die Teststrecke endet jeweils kurz vor dem Ortseingang. Im zweiten Bauabschnitt wurden Anfang Juni die baulichen Übergänge für die Radfahrer vom Schutzstreifen auf den straßenbegleitenden Weg, der parallel zur Kuppenheimer Straße verläuft, geschaffen. Ein Glanzstück der Wegeführung ist dies jedoch nicht. Näheres zur Gefährdung für Radfahrende entnehmen Sie in unserem Bericht "Vorsicht Pf-OOS-ten".

In Sandweier beginnt und endet der Streifen unvermittelt am Ortsrand. Solange innerorts die Situation für Radfahrende nicht verbessert wird, bleibt die Teststrecke ein Abschnitt, der nur wenige Menschen auf Rad lockt. Farbe auf der Straße schafft keine Infrastruktur.

 

Weitere Teststrecke

Aktuell führt das Land etwa 40 Modellprojekte zu Schutzstreifen außerhalb von Ortschaften durch.
Eine weitere Teststrecke in unserer Region befindet sich entlang der Kreisstraße 3705 zwischen Ottenau und Sulzbach. Deren Ergebnisse sollen bis Frühjahr 2022 vorliegen.

Schutzstreifen in der StVO

Zum Schutzstreifen finden wir in der Anlage 3 zu §42, Absatz 2 der StVO folgende Regelung:

Wer ein Fahrzeug führt, darf

  • Leitlinien nicht überfahren, wenn dadurch der Verkehr gefährdet wird.
  • auf der Fahrbahn durch Leitlinien markierte Schutzstreifen für den Radverkehr nur bei Bedarf überfahren. Der Radverkehr darf dabei nicht gefährdet werden.
  • auf durch Leitlinien markierten Schutzstreifen für den Radverkehr nicht halten.

Schutzstreifen ist jedoch für Radfahrende eher ein optionales Angebot. Hier wird eine Benutzungspflicht allenfalls aus dem Rechtsfahrgebot abgeleitet.

 

Hintergründe des Tests

Die Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg e. V. (AGFK-BW) untersucht, wie Schutzstreifen innerorts und außerorts ausgestaltet sein müssen, damit Radfahrende sicher geführt werden.

Im Fokus der Untersuchungen innerorts stehen beidseitige Schutzstreifen auf Straßen mit schmaler Kernfahrbahn. Statt der bislang üblichen schmalen Schutzstreifen sollen im Modellprojekt die Schutzstreifen für Fahrräder breiter markiert und das Verkehrsverhalten untersucht werden. Auch der Einsatz von einseitigen Schutzstreifen auf Abschnitten mit Steigungen wird untersucht. Bergauf fahrende Radfahrer genießen mit dem neuen Schutzstreifen so einen besonderen Schutz.

Außerorts sind Schutzstreifen bislang nicht zulässig.
Hier werden die Einsatzbereiche zur Markierung ein- oder beidseitiger Schutzstreifen in Abhängigkeit von der Verkehrsbelastung und Struktur der Straße, den topografischen Verhältnissen und den gegebenen Straßenbreiten untersucht und bewertet.Gefördert werden die Modellprojekte vom Verkehrsministerium Baden-Württemberg über einen Zeitraum von drei Jahren. Sichtbar wurden sie auf den Straßen in Baden-Württemberg ab Frühjahr 2020. Rund 30 Kommunen sind beteiligt. Bereits ab 2021 sollen die Modellvorhaben ausgewertet werden.

https://baden-baden.adfc.de/neuigkeit/test-schutzstreifen-zwischen-sandweier-und-baden-oos

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