Mitmachaktion: Sensor unterm Sattel misst Überholabstand
Ui, das war knapp! Autofahrer überholen Fahrräder oft mit geringem Abstand. Stimmt der subjektive Eindruck? Ein kleines Kästchen misst den Abstand nach rechts und links mit Ultraschall während der Fahrt und liefert so objektive Daten.
Gut ausgebaute baulich getrennte Radwege gibt es nicht überall, oft muss auf der Fahrbahn gefahren werden - mit oder ohne Schutzstreifen.
Es kommt zu brenzligen Situationen bei zu engem Überholen. Dabei ist 1,5 Meter Überholabstand innerorts vorgeschrieben, außerorts sind es 2 Meter. Gefühlt wird oft zu eng überholt, man spricht auch von gefühlter Sicherheit - in diesem Fall eher von gefühlter Unsicherheit.
Natürlich wollen und müssen wir uns auf dem Rad sicher fühlen im Verkehr. Aber das ist recht subjektiv und bei der Argumentation um Missstände und der Beurteilung von Maßnahmen wären objektive Messwerte nützlich und belastbar.
Sensor misst Abstand objektiv
Mit dem OpenBikeSensor (OBS) können alle Radfahrenden direkt und einfach im Verkehr auf ihrem Rad Überholabstände messen und dokumentieren. Das kleine Kästchen kann mit wenigen Handgriffen an fast jedes Fahrrad montiert werden. Es misst den Abstand nach rechts und links mit Ultraschall während der Fahrt. Eine kleine Anzeige am Lenker zeigt die gemessenen Abstände an.
Die gesammelten Überholvorgänge werden gespeichert und können an einen Server des ADFC übertragen werden. Auf einer Online-Übersichtskarte dargestellt werden so Strecken sichtbar, an denen häufig mit zu wenig Abstand überholt wird.
Argumente gegenüber den Verantwortlichen
Anhand dieser Daten kann dann gegenüber Verantwortlichen fundiert argumentiert werden, um Verbesserungen der Situation herbeizuführen.
Robert Stephan und Thomas Steinel vom ADFC Baden-Baden·Bühl·Rastatt haben 15 Leihgeräte gebaut. Mit denen können interessierte Radfahrende jeweils vier Wochen lang kostenlos auf ihren eigenen Strecken Überholabstände dokumentieren.
Die beiden Aktiven des ADFC hoffen, so möglichst bald gemeinsam mit Radfahrenden aus den Land- und Stadtkreisen Rastatt und Baden-Baden eine vollständige Karte Mittelbadens zu erradeln. Die Geräte wurden von ihnen nach Plänen von OpenBikeSensor (siehe blauer Infokasten) zusammengebaut. OpenBikeSensor ist ein OpenSource und OpenCitizenScience Projekt, d.h. jeder kann mitmachen und sich ein Gerät selbst bauen.
Die gemessenen Abstände werden automatisch zusammengetragen und können sinnvoll ausgewertet werden.
Komm zu uns und hole dir einen OpenBikeSensor für deine Radstrecken in deinem Ort.
OBS-Erbauer Robert Stephan
Der ADFC unterstützt dieses Projekt und setzt es in zahlreichen lokalen Gruppen in ganz Deutschland mit eigenen selbstgebauten Geräten ein.
Preisgekröntes Projekt
Der Sensor wurde entwickelt von Zweirat Stuttgart und basiert auf einem Projekt des Medieninnovationszentrum Babelsberg (MIZ) in Zusammenarbeit mit dem Tagesspiegel (Links siehe blauer Infokasten).
Das Projekt errang bereits 2018 den Reporterpreis für Datenjournalismus und den Deutschen Fahrradpreis 2022 für Service & Kommunikation.
Sensor kostenlos ausleihen
"Jetzt bist du dran: Komm zu uns und hole dir einen OpenBikeSensor für deine Radstrecken in deinem Ort", ermuntert Stephan. "Wir montieren gerne den OpenBikeSensor an dein Rad und geben dir eine kurze Einführung in die Bedienung", ergänzt Steinel.
Interessierte melden sich bei Robert.Stephan[at]adfc-bw.de, um einen Übergabetermin zu vereinbaren.
Bei der Übergabe wird das Gerät passend für dein Fahrrad konfiguriert, eine Privacy Zone eingestellt und alles ausführlich erklärt. Dann kannst du vier Wochen lang auf deinen Strecken Daten sammeln und diese entweder selbst hochladen oder einfach zurückbringen und wir kümmern uns um die Daten.