Eine Klasse für sich: Das schwimmende Fahrrad
Sommer, Wasser und Rad fahren - das lässt sich gut kombinieren, meint unser Autor Clemens Winter und machte sich (wieder) ans Werk. Hier sein Bericht über den Bau seines neuesten VélEau.
VélEau Léger - für amphibische Ausflüge zu Wasser und zu Land
Im letzten Jahr habe ich schon mal ein „VélEau“ gebaut – also ein Vélo, das auch für Ausflüge auf dem Wasser taugt. Ich baute einen kleinen Katamaran, den ich als Anhänger mit dem Fahrrad zum Wasser ziehen kann (Link zum Bericht in unserer blauen Medienbox).
Erfahrungen mit dem Vorjahres-Modell
Bei der Erprobung dieses Katamarans musste ich praktisch „erfahren“, dass mein Gespann auf der Straße doch recht sperrig ist. Zumal das Anfahren recht schwierig ist, denn die beiden Rumpfspitzen ragen rechts und links vom Hinterrad bis zur Radnabe. Ich muss mich regelrecht einfädeln. Ich denke, mein Vorjahres-VélEau taugt eher für mehrtägige Touren auf dem Wasser, mit Übernachtungen in Häfen oder auf Campingplätzen. Ich will das im Spätsommer ausprobieren, auf dem Weg zum Wasser möchte ich den kleinen Katamaran auf dem Autodach transportieren.
Motivation: Autonomie und Unabhängigkeit
Warum also ein neuer Anlauf? Autonomie bei kombinierten Solo-Ausflügen mit Rad und Boot – das ist nach wie vor das Hauptziel.
Klappbarer Fischernachen auf Rädern
Dieses Mal habe ich einen teilbaren Fischernachen gebaut, den ich, mit Rädern bestückt, als Anhänger hinter dem Faltrad zum Wasser ziehe. Das aktuelle Modell ist weniger sperrig: 2 Meter lang und 70 cm breit ist das neue Anhänger-Boot, es wiegt etwa 30 kg. Als ich im Herbst 2022 das Konzept von Mark Palmquist im Netz entdeckt habe (siehe blaue Medienbox), war ich sofort Feuer und Flamme: Mit dem Faltrad geht es zum Wasser, dort wird das Klapprad gefaltet, der Bootshänger wird aufgeklappt und verwandelt sich in einen Nachen von 4 Meter Länge. Da die Radachsen dieses Mal deutlich über der Wasserlinie liegen, kann ich das Boot auf den Rädern ins Wasser rollen, bevor ich die Räder mit ihren Steckachsen abnehme und das Faltrad im Heck verzurre.
Natürlich musste auch der aktuelle Entwurf wieder eine Schlafmöglichkeit bieten. Deshalb hat der Hänger (= das halbe Boot) genau die Abmessungen meiner Schlafmatte, innerhalb weniger Minuten kann ich ein Wurfzelt (200 x 120) auf dem Heckteil des Boots fixieren, es ragt seitlich jeweils 25 cm über die Bordwand hinaus. Da stellt sich ein Raumgefühl ein, zumal ich etwa 20 cm mehr Kopffreiheit habe (weil die Liegefläche 20 cm unterhalb des Zeltbodens ist).
Erste Erprobung erfolgreich
Im Frühsommer habe ich eine erste Tour auf meinem Heimatflüsschen Moder gemacht. 16 km stromab auf dem Wasser, stromauf auf den Rädern waren es 18 km, bis ich mit meinem Gespann wieder Zuhause angekommen bin. Mehr als drei Stunden genoss ich die Natur und das Vogelkonzert stromab durch die zauberhafte Auenlandschaft. Ohne einem Menschen zu begegnen.
Die einzige Schwierigkeit bei meinen ersten Erprobungen: Auch zum Anlanden muss ich jeweils eine geeignete Stelle finden – am besten eine sanft ansteigende Uferböschung - um das Boot auf den Rädern wieder aufs Trockene zu ziehen. Denn irgendwann muss ein Fahrrad wieder die Straße spüren.
Amphibisches Muskelkraft-Fahrzeug:
Kombination von Faltrad und Fischer-Kahn als Anhänger
(Clemens Winter, Stand: 1. Mai 2023)
Anforderungen:
- Amphibisches Muskelkraft-Fahrzeug für eine Person (oder für 2 Personen ohne Rad und Gepäck).
- Eignung für Ausflüge auf Straßen und geschützten Binnengewässern (Seen, Kanäle und Flüsse).
- Autonomie: Mit der Kombination aus Fischer-Nachen und Faltrad ist man ohne Unterstützung durch eine weitere Person multimodal mobil.
- Ein schneller und einfacher Wechsel von Straßen- und Wassermodus soll möglich sein.
- Die Tauglichkeit für den Straßenbetrieb (hinsichtlich Gewicht, Abmessungen, Fahrverhalten, Anforderungen der Straßenverkehrsordnung) muss gewährleistet sein.
- Die hydrodynamischen Eigenschaften sollen bei Windstille und ruhigem Wasser eine Reisegeschwindigkeit von etwa 5-6 km/h bei einem Leistungsbedarf von etwa 100 Watt ermöglichen.
- Der Wasserbetrieb soll wahlweise mit Doppelpaddel oder Elektromotor möglich sein.
- Auf dem Boot soll ein kleines Zelt einfach und schnell aufgestellt werden können.
- Der Transport des Anhänger-Boots auf dem Autodach soll möglich sein.
- Option einer solarelektrischen Unterstützung sowohl auf dem Wasser als auch auf der Straße (Pedelec).